Digitalisierung in Europa: Warum Algorithmen und Abhängigkeiten die Zukunft gefährden

Admin User
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Ein Blatt Papier mit handgeschriebener Schrift darauf.

Digitalisierung in Europa: Warum Algorithmen und Abhängigkeiten die Zukunft gefährden

Deutschland hat bei der E-Government-Nutzung Nachholbedarf und liegt nur auf Platz 21 von 27 EU-Ländern. Gleichzeitig könnte die Digitalisierung bis 2030 dazu beitragen, ein Viertel der in Deutschland notwendigen CO₂-Einsparungen zu erreichen. Der Medienexperte Michael G. Moehnle diskutierte diese Themen kürzlich im Club 52ProUnterallgäu in Sontheim.

Moehnle wies auf die Gefahren von Social-Media-Algorithmen hin und warnte vor deren Potenzial, Gesellschaften zu spalten und zu radikalisieren. Mit Milliarden von Nutzern auf Plattformen wie Instagram, Facebook und YouTube – und einer Reichweite von Meta, die 87 Prozent der Weltbevölkerung erfasst – sei der Einfluss dieser Dienste unbestritten. Besorgniserregend sei auch die digitale Abhängigkeit Europas von US-Techkonzernen: Fast 90 Prozent der digitalen Infrastruktur des Kontinents werde von ihnen kontrolliert.

Die EU unternimmt Schritte, um ihre digitale Souveränität zu stärken. Dazu gehören die Förderung unabhängiger digitaler Angebote, die demokratische Kontrolle über den politischen Öffentlichkeitsraum sowie die Verringerung der Abhängigkeit von großen privaten Plattformbetreibern. Geplant sind unter anderem mehr Wettbewerb auf digitalen Märkten, der Aufbau einer gemeinsamen Plattform für die Zusammenarbeit von Regulierungsbehörden, die Unterstützung von Open-Source-Gemeinschaften für transparente und souveräne KI-Systeme sowie die Mobilisierung von Ressourcen, um KI-Vorschriften in öffentlichen Einrichtungen umzusetzen. Moehnle lobte die digitalen Grundsatzgesetze der EU als wichtigen Schritt, um die Macht der Plattformen einzudämmen.

Auch die Automatisierung stellt eine Bedrohung für den deutschen Arbeitsmarkt dar: Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt, dass 37 Prozent der Jobs hierzulande stark durch Automatisierung gefährdet sind.

Moehnles klare und zum Nachdenken anregende Worte hinterließen beim Publikum Eindruck. Angesichts der politischen Entwicklungen in den USA forderte er mehr digitale Souveränität für Europa. Deutschland und die EU müssten ihre E-Government-Dienstleistungen weiter ausbauen und die Digitalisierung für den Klimaschutz vorantreiben – gleichzeitig aber auch die Herausforderungen durch Automatisierung und Social-Media-Algorithmen angehen.